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Etablierte Behandlungsansätze aus der Komplementärmedizin

Seit einigen Jahren werden komplementärmedizinische Behandlungsansätze wie der Einsatz von pflanzlichen Extrakten, Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Omega-3-Fettsäuren sowie spezielle Diäten in der Behandlung von ADHS/ADS bei Kindern und Erwachsenen zur Reduktion der AD(H)S-Symptome in wissenschaftlichen Studien untersucht.
 

Enttäuschenderweise dringen die daraus resultierenden positiven Erkenntnisse - teilweise mit einer eindeutigen Linderung der Symptome auf das gleiche Wirkspektrum wie eine medikamentöse Behandlung, bis hin zur Beschwerdefreiheit der Symptome - sehr wenig bis kaum an die Öffentlichkeit. Geschweige denn werden sie in die klassische Standard-Leitlinientherapie mit eingebaut.
 

Dabei sind Anwendungen mit Naturheilmitteln im Rahmen der angegebenen Dosierung nahezu unbedenklich und würden somit dem Hippokratischen Eid, vor allem den Kranken nicht zu schaden, entsprechen. Dies können die in der regulären ADHS-Leitlinientherapie eingesetzten Medikamente mit der langen Liste an Nebenwirkungen nicht einhalten.
 

Um eine positive Wirkung mit Präparaten aus der Komplementärmedizin zu erzielen, muss die Dosierung jedoch meist länger als vier Wochen konstant eingenommen werden. Dabei sollten bei der Einnahme mehrerer verschiedener Präparate eine medizinische Meinung eingeholt und die Substanzen miteinander abgestimmt werden.
 

Nachfolgend habe ich Substanzen herausgesucht, die in randomisierte Studien sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen mit ADHS und ADS bemerkenswerte positive Ergebnisse erzielten. Ich habe sie nach Studienergebnissen und nach meiner persönlichen Empfehlung priorisiert (Oberstes empfehle ich am meisten). Alle angegebenen Studien sind ohne die Einnahme von regulären AD(H)S-Medikamenten durchgeführt worden. Wenn Du naturheilkundliche Präparate zu Deiner normalen AD(H)S-Medikation dazu nehmen möchtest, empfehle ich Dir hier vorbeizuschauen.

Anwendungs-Guide:

Bei der Auswahl des Präparates solltest Du Dich vor allem auf die Resultate der Studien orientieren:
​Was sind Deine Hauptsymptome? Hast Du eine schlechte Selbstkontrolle, ist bei Dir lediglich die Hyperaktivität im Vordergrund oder leidest Du an allen ADHS-Kernsymptomen gleichermaßen? Vergleiche Deine Symptome mit dem Resultat, bzw. den Resultaten der Studien.
Die Dosierung richtet sich in der Regel nach der Körpermasse. Ich definiere ein Kind bis zum Alter von 14 Jahren und einen Erwachsenen ab 14 Jahren.
 


Top 1: Einsatz von Omega 3-Fettsäuren mit hohem EPA-Anteil bei AD(H)S (1)

Resultat der Studien:
Signifikante Behandlungseffekte der ADHS-Kernsymptome (Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität)

 

Für Kinder: HEALTH+ Kapseln (Dosierung: 2 Kapseln zum Essen/Tag für mind. 8 Wochen) oder 
Omega-3-Öl (Dosierung: 1-2 TL/Tag für mind. 8 Wochen über das fertige Essen)

Für Erwachsene: HEALTH+ Kapseln (Dosierung: 2x2 Kapseln zum Essen/Tag für mind. 8 Wochen) oder Omega-3-Öl (Dosierung: 2 EL/Tag für mind. 8 Wochen über das fertige Essen)

 

Top 2: Bacopa monnieri (Standardisierter Extrakt aus Bacopa) (2)

Resultat der Studie:
Reduktion von ADHS Symptomen wie schlechte Selbstkontrolle, Unaufmerksamkeit, Impulsivität
 

Für Kinder: Bacopa monnieri Extrakt 100 mg (3 x 1 Kapsel/Tag zum Essen für mind. 12 Wochen)
Für Erwachsene: Bacopa monnieri Extrakt 500 mg (1-2 Kapsel/Tag zum Essen für mind. 12 Wochen)

 

 


Top 3: Extrakt aus der französischen Seekieferrinde (Pycnogenol) (3) (4)

Resultat der Studie:
Dämpfung der Hyperaktivität und Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verbesserung der visuell-motorischen Koordination

 

Für Kinder: Pycnogenol-Extrakt 30 m(Dosierung: mind. 1mg/kg/Tag zum Essen für mind. 4 Wochen)
Für Erwachsene: Pycnogenol-Extrakt 100 mg (Allgemeine Dosierung: mind. 1mg/kg/Tag zum Essen für mind. 4 Wochen)

 

 


Top 4: Ginseng (Koreanischer roter Ginseng-Extrakt) (5)

Resultat der Studien:
Verbesserung der Symptome von Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit

 

Für Kinder: Roter Ginseng-Extrakt 600 mg (Dosierung: 2 Kapseln morgens/Tag für mind. 10 Wochen)
Für Erwachsene: Roter Ginseng-Extrakt 600 mg (Dosierung: 2 Kapseln morgens und 2 Kapseln mittags/Tag für mind. 10 Wochen)

 


Top 5: Baldrian (Valeriana officinalis) Urtinktur (6)

Resultat der Studie:
Verbesserung der ADHS-Symptome, insbesondere Impulsivität und Hyperaktivität

 

Für Kinder: Baldrian Urtinktur (Dosierung: 3 Tropfen vor dem Schlafen gehen in warmes Wasser für mind. 8 Wochen)
Präparat für Erwachsene: Baldrian Urtinktur (Dosierung: 5 Tropfen vor dem Schlafen gehen in warmes Wasser für mind. 8 Wochen)

 

 


Top 6: Ginkgo biloba (7)

Resultat der Studie:
Verbesserung der ADHS-Kernsymptome, jedoch weniger wirksam als Methylphenidat

 

Für Kinder: Ginkgo Extrakt 120 mg (Dosierung: 1/2 bis 1 Tablette morgens für mind. 12 Wochen)
Für Erwachsene: Ginkgo Extrakt 120 mg (Dosierung: 1 bis 2 Tabletten morgens für mind. 12 Wochen)

 

Top 7: Eisensulfat (8)

Resultat der Studien:
Nur bei Kindern mit niedrigem Serumferritinspiegel (sprich Eisenmangel) deutliche Verbesserung der Kernsymptome

 

Für Kinder: Eisensulfat mit Vitamin C (Dosierung: 1 Kapsel zum Essen)
Für Erwachsene: Eisensulfat mit Vitamin C (Dosierung: 1 bis Kapseln zum Essen, nicht zu koffeinhaltigen Substanzen einnehmen)

 


Top 8: Zink (9)

Resultat der Studien:
Nur bei Kindern mit niedrigem Zinkspiegel (sprich Zinkmangel) kann man eine deutliche Besserung der Symptome wahrnehmen; Zinksulfat erhöht zudem den Behandlungseffekt von Methylphenidat

 

Für Kinder: Zink 25 mg (Dosierung: 2 Kapseln täglich zum Essen für 6 Wochen)
Für Erwachsene: Zink 25 mg (Dosierung: 3 Kapseln täglich zum Essen für 6 Wochen)

Du möchtest wissen, wie ein detalliertes Behandlungskonzept aussehen könnte? Dann klicke hier.

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Quellen/Studien:
(1) - Sinn N., Bryan J. Effect of supplementation with polyunsaturated fatty acids and micronutrients on learning and behavior problems associated with child ADHD. Journal of Developmental and Behavioral Pediatrics. 2007;28(2):82–91. doi: 10.1097/01.DBP.0000267558.88457.a5.
(2) - Dave U. P., Dingankar S. R., Saxena V. S., et al. An open-label study to elucidate the effects of standardized Bacopa monnieri extract in the management of symptoms of attention-deficit hyperactivity disorder in children. Advances in Mind-Body Medicine. 2014;28(2):10–15.
(3) - Trebatická J., Kopasová S., Hradečná Z., et al. Treatment of ADHD with French maritime pine bark extract, Pycnogenol® European Child & Adolescent Psychiatry. 2006;15(6):329–335. doi: 10.1007/s00787-006-0538-3.
(4) Chovanová Z., Muchová J., Sivoňová M., et al. Effect of polyphenolic extract, Pycnogenol®, on the level of 8-oxoguanine in children suffering from attention deficit/hyperactivity disorder. Free Radical Research. 2006;40(9):1003–1010. doi: 10.1080/10715760600824902.
(5) - Ko H.-J., Kim I., Kim J.-B., et al. Effects of Korean red ginseng extract on behavior in children with symptoms of inattention and hyperactivity/impulsivity: a double-blind randomized placebo-controlled trial. Journal of Child and Adolescent Psychopharmacology. 2014;24(9):501–508. doi: 10.1089/cap.2014.0013.
(6) - Razlog R., Pellow J., White S. J. A pilot study on the efficacy of Valeriana officinalis mother tincture and Valeriana officinalis 3X in the treatment of attention deficit hyperactivity disorder. Health SA Gesondheid. 2012;17(1):1–7. doi: 10.4102/hsag.v17i1.603.
(7) - Salehi B., Imani R., Mohammadi M. R., et al. Ginkgo biloba for attention-deficit/hyperactivity disorder in children and adolescents: a double blind, randomized controlled trial. Progress in Neuro-Psychopharmacology & Biological Psychiatry. 2010;34(1):76–80. doi: 10.1016/j.pnpbp.2009.09.026.
(8) - Konofal E., Lecendreux M., Deron J., et al. Effects of iron supplementation on attention deficit hyperactivity disorder in children. Pediatric Neurology. 2008;38(1):20–26. doi: 10.1016/j.pediatrneurol.2007.08.014.
(9) - Bilici M., Yıldırım F., Kandil S., et al. Double-blind, placebo-controlled study of zinc sulfate in the treatment of attention deficit hyperactivity disorder. Progress in Neuro-Psychopharmacology & Biological Psychiatry. 2004;28(1):181–190. doi: 10.1016/j.pnpbp.2003.09.034.

Stand: 18.02.2019

Nadine Graml
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